Die Coronakrise war ein plötzlicher und erheblicher Schock für den deutschen Arbeitsmarkt. Zahlen der Bundesagentur für Arbeit für April 2020 verdeutlichen, dass die Anmeldungen für Kurzarbeit auf einem Rekordniveau liegen, die Arbeitslosenquote angestiegen ist und die Arbeitskräftenachfrage stark zurückgegangen ist. Dabei fallen die Auswirkungen der Krise unterschiedlich für die verschiedenen Wirtschaftsbereichen aus. 

Mit Indeed-Daten können wir immer aktuell untersuchen, wie Jobsuchende auf die Krise reagieren. Es zeigt sich, dass Jobsuchende schnell auf die neue Situation reagieren und sich die Suchen auf der Website verschieben. Seit Anfang März hat sich die Suche auf Stellenbezeichnungen und Begriffe verlagert, die mit der Arbeit während einer Pandemie besser vereinbar sind, wie z.B. „Home Office“, oder nach Jobs, die derzeit als gefragt gelten. Auf der anderen Seite ist die Suche nach Jobs, die von der Coronakrise besonders schwer getroffen wurden, zurückgegangen.

Das Interesse von Jobsuchenden richtet sich auf Jobs, die als gefragt gelten

Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie haben sich die Suchen in Richtung von Berufsbezeichnungen, Eigenschaften oder Kompetenzen verschoben, von denen Jobinteressenten glauben, dass sie gefragt sind. Dazu gehören Supermärkte, die Landwirtschaft und der Versandhandel. Die mediale Aufmerksamkeit für diese Bereiche hat sicherlich zur Prominenz der aktuell am schnellsten wachsenden Suchbegriffe beigetragen.

Jobsuchende interessieren sich darüber hinaus aber auch für Jobs, die die Möglichkeit bieten aus dem Homeoffice zu arbeiten. Hier passende Angebote zu finden ist sicherlich nicht immer einfach. Denn häufig wird trotz der theoretischen Ausführbarkeit der Arbeit aus dem Homeoffice, das Arbeiten von Zuhause vom Arbeitgeber nicht ermöglicht. Dadurch wird das Homeoffice-Potenzial nicht völlig ausgeschöpft. Hinzu kommt, dass Arbeitgeber, die die Möglichkeit zum Arbeiten von Zuhause bieten, dies nicht immer in ihren Stellenanzeigen auch beschreiben. 

Die Suche nach Studentenjobs nimmt saisonal mit Beginn des neuen Sommersemesters zu – auch in diesem Jahr. Dieses Semester wird allerdings eine große Herausforderung für Student*innen darstellen, da viele klassische Studentenjobs in der Gastronomie, Hotel- oder auch Tourismusbranche derzeit nahezu wegfallen.

Suchen für Jobs in stark beeinflussten Wirtschaftsbereichen haben abgenommen

Jobsuchende wenden ihren Rücken derzeit solchen Tätigkeiten zu, die in Wirtschaftsbereichen liegen, die besonders stark durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie betroffen sind: Die vier am stärksten gesunkenen Suchbegriffe sind alle dem Bereich der Gastronomie mit Restaurants, Cafés und Bars zuzuordnen. 

In verschiedenen Bereichen machen sich Jobsuchende derzeit weniger Hoffnung auf einen passenden Job: Erzieher*innen sind derzeit von den Eindämmungsmaßnahmen durch die Schließung der Kindergärten und Kitas betroffen und scheinen beim Arbeitgeberwechsel oder auch beim (Wieder-)Einstieg in den Job derzeit etwas zurückhaltender zu sein (-15 %). Das könnte sich mit der Öffnung der Kinderbetreuungseinrichtungen wieder schnell ändern.

Auch im Einzelhandel zeigt sich bei den Suchen nach “Verkäufer” (-11 %) wenige Tage nach der Wiedereröffnung der ersten Geschäfte noch ein zurückhaltendes Verhalten der Jobsuchenden.

Bei teilzeitarbeitenden Frauen sind häufig Kinder der Grund für eine reduzierte Arbeitszeit. Der Rückgang der Suchen für “Teilzeit Büro” (-12 %) lässt daher vermuten, dass die derzeitige Betreuung der Kinder zuhause dazu beigetragen haben könnte, dass Suchen in diesem Bereich zurückgegangen sind.

Top 10 der am stärksten sinkenden Suchen auf Indeed
Die Tabelle zeigt Veränderung der Suchanfragen auf Indeed im 7-Tage-Durchschnitt vom 1. März bis 24. April 2020. Jobs als Küchenhilfe mit -30%, als Koch und Wochenendjobs mit -23% und Jobs in der Gastronomie mit -20% stehen ganz oben auf der Liste. Es folgen Jobs als Erzieher mit -15%, als Bürokraft mit -14%, Teilzeit-Bürojobs und Hausmeisterjobs mit -15%. Auf Platz 9 und 10 liegen Jobs als Verkäufer mit -11% und als Mediengestalter mit -6%.

Stark wachsende und sinkende Suchen verdeutlichen aktuelle Betroffenheit durch Coronakrise

Die Analyse, der am stärksten wachsenden und sinkenden Suchbegriffe sind ein hilfreicher Indikator, um zu ermitteln, welche Jobsuchenden aktuell am stärksten von der Coronakrise betroffen sind.

Jobsuchende ändern derzeit ihre Pläne und verlagern ihr Suchverhalten auf Berufe und Wirtschaftsbereiche, wo sie denken, dass sie am einfachsten einen neuen Job bekommen. Das zeigt ein sehr pragmatisches und lösungsorientiertes Verhalten, was dazu beitragen könnte, dass die Arbeitslosenquote in den stark von den Eindämmungsmaßnahmen betroffenen Wirtschaftsbereichen weniger stark ansteigen könnte. 

Die gute Nachricht ist, Jobsuchende befinden sich aktuell in keiner aussichtslosen Lage. Die Zahl der offenen Stellenausschreibungen ist zwar gesunken, allerdings sind die Wirtschaftsbereiche unterschiedlich stark betroffen und Jobsuchende können immer noch eine Vielzahl von Jobs finden. Gerade durch temporäre Lösungen wie “Aushilfsjobs” könnte die aktuelle Lage in stark betroffenen Wirtschaftsbereichen überbrückt werden oder aber ein spannendes neues Beschäftigungsfeld für Jobsuchende eröffnen.  

Methodische Hinweise

Die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf den deutschen Arbeitsmarkt zeigen sich seit Mitte März, so dass es sinnvoll erscheint, den 1. März als Vergleichsbasis für die Veränderung des Suchverhaltens auf Indeed heranzuziehen. Für die Analysen untersuchen wir die meist genutzten Suchbegriffe auf der Jobseite Indeed für die Zeit vom 1. März bis 24. April 2020. Wir konzentrieren die Analysen nur auf solche Begriffskombinationen, die mindestens 500 Suchanfragen pro Tag erhalten haben. 

Wir berechnen für jeden Suchbegriff den Anteil an allen Suchanfragen auf der deutschen Indeed Webseite. Wöchentliche Schwankungen im Suchverhalten berücksichtigen wir, indem wir einen gleitenden Durchschnitt über 7 Tage berechnen. Schließlich berechnen wir aus diesen Werten das prozentuale Wachstum für alle Begriffskombinationen von Suchanfragen vom 1. März bis zum 24. April 2020.