Die wichtigsten Ergebnisse:
- Indeed Arbeitsmarkt Index: Stellenanzeigen in Deutschland sind von Beginn des Jahres bis Ende Mai 2024 um 15,3 % zurückgegangen.
- Lohnwachstum Indeed Gehaltstracker: Der jährliche Anstieg der in Stellenanzeigen ausgeschriebenen Löhne fiel im April 2024 auf 3,8 %, verglichen mit 6,1 % zur gleichen Zeit im Vorjahr.
- Indeed Homeoffice Tracker: Seit Beginn des Jahres sinkt erstmals der Anteil an Homeoffice-Stellenanzeigen in IT-Jobs.
Unser quartalsweise erscheinendes Update betrachtet wichtige Trends auf dem Arbeitsmarkt unter Verwendung von Indeed-Daten und ergänzt damit Daten der amtlichen Statistik. Die hier verwendeten Indeed Daten werden regelmäßig aktualisiert und können in unserem Indeed Datenportal frei abgerufen werden.
In ihrer aktuellen Wachstumsprognose spricht die Bundesregierung davon, dass sie eine Aufhellung der Konjunktur für dieses Frühjahr erwartet. Indeed-Daten verdeutlichen, dass sich der deutsche Arbeitsmarkt in Anbetracht der derzeitigen wirtschaftlichen Flaute noch robust darstellt. Allerdings zeigt die erhoffte Aufhellung der Wirtschaft noch keine positiven Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Der nahezu in Echtzeit verfügbare Indeed Arbeitsmarkt Index verdeutlicht eine weiterhin rückläufige Nachfrage nach Arbeitskräften. Auch das Lohnwachstum im Vorjahresvergleich fällt niedriger aus als noch in den Vormonaten, wie der Indeed Gehaltstracker verdeutlicht. Dass Unternehmen laufende Umstrukturierungen und die gesunke Arbeitskräftenachfrage dazu nutzen, ihre Return-to-Office-Kampagnen durchzusetzen, zeigt der Rückgang in einigen der Top-Homeoffice-Jobs des Indeed Homeoffice Trackers.
Jobsuchende sehen sich somit aktuell mit weniger Jobs, niedrigerem Lohnwachstum und seltener gewordenen Homeoffice-Angeboten konfrontiert. Der Fokus vieler Unternehmen verlagert sich temporär somit weg von der langfristigen Strategie der Arbeitskräftebindung und -gewinnung. Die Gefahr des demografischen Wandels und der Verrentung von 30 % der Erwerbspersonen bis 2036 scheint weniger im Fokus zu stehen.
Indeed Arbeitsmarkt Index: Talsohle noch nicht erreicht
Der Indeed Arbeitsmarkt Index ist ein Echtzeitmaß für die Nachfrage nach Arbeitskräften und basiert auf Millionen von Stellenanzeigen auf Indeed. Ende Mai 2024 ist der Indeed Arbeitsmarkt Index mit 136 Punkten auf das Niveau von September 2021 zurückgefallen. Das gesamte Stellenanzeigenvolumen liegt allerdings weiterhin 36 % höher als kurz vor der Pandemie. Von Beginn des Jahres bis Ende Mai 2024 hat die Zahl der Stellenausschreibungen auf Indeed in Deutschland um 15,3 % nachgegeben. Die Talsohle ist dabei noch nicht erreicht.
Nachrichten zu Umstrukturierungen in Unternehmen mit damit einhergehenden Stellenstreichungen haben sich über die letzten Monate gehäuft. Investitionen in neue Mitarbeitende fallen diesen Umstrukturierungen ebenfalls zum Opfer – zusammen mit den anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten führt dies zu einem Rückgang der Arbeitskräftenachfrage. Zwei Berufsgruppen sind mit Blick auf Investitionen von Unternehmen in Mitarbeitende von besonderem Interesse: das Personalwesen und IT-Jobs.
Soll die Personalsuche intensiviert werden, müssen im Personalwesen ausreichend Ressourcen verfügbar sein. Dies bedeutet: Die Entwicklung von Stellenanzeigen im Personalwesen kann als Indikator für die zukünftige Entwicklung der Stellenanzeigen insgesamt herangezogen werden. Da sich Stellenangebote im Personalwesen in diesem Jahr sogar unterdurchschnittlich entwickeln, lässt dieser Trend annehmen, dass die Arbeitskräftenachfrage auch in den kommenden Monaten weiterhin schwach ausfallen wird.
Die Investitionen in neue IT-Fachkräfte bleiben zurückhaltend. Die Nachfrage nach diesen oft teuren Expert*innen ist rückläufig und hat in zwei von drei Berufsgruppen sogar das Vor-Pandemie-Niveau unterschritten. Trotzdem bleiben IT-Expert*innen für die digitale Transformation der deutschen Wirtschaft unerlässlich und sind weiterhin sehr gefragt, was etwa auch die unterdurchschnittlich niedrige Arbeitslosenquote dieser Berufsgruppe zeigt. Dieses Paradox verdeutlicht die derzeitige wirtschaftliche Flaute: Trotz des bekannten Mangels an IT-Expert*innen (laut Bundesagentur für Arbeit gehören u. a. Berufe der Softwareentwicklung zu den sogenannten Engpassberufen) fühlen sich immer weniger Unternehmen in der Lage, den momentan weniger wettbewerbsintensiven Arbeitsmarkt für ihre Recruitingstrategien zu nutzen.
Die Entwicklung der derzeitigen Arbeitskräftenachfrage unterscheidet sich stark von Berufsgruppe zu Berufsgruppe. Weniger konjunkturabhängige Berufe, wie zum Beispiel Erziehung & Bildung oder auch Gesundheitsberufe, gehören dabei zu den Gewinnern bzw. Berufsgruppen mit dem geringsten Rückgang. Zu den Verlierern zählen die eben bereits angesprochenen IT-Jobs. Obwohl der Arbeitsmarkt deutlich rückläufig ist, liegt die Arbeitskräftenachfrage für viele Berufsgruppen weiterhin oberhalb des Vor-Pandemie-Niveaus. Es gibt zwei Ausnahmen: Jobs zur Softwareentwicklung sind bereits im Februar 2024 unterhalb des Covid-19-Niveaus gesunken. Jobs im Marketing haben erst vor Kurzem das Vor-Pandemie-Niveau unterschritten.
Indeed Gehaltstracker: Niedrigeres Lohnwachstum in Stellenanzeigen
Der Indeed Gehaltstracker misst das Wachstum der in Stellenausschreibungen beworbenen Gehaltsangaben, um politischen Entscheidungsträger*innen, Arbeitsmarktanalyst*innen, Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden zu helfen, Gehaltstrends schnell und sicher zu verstehen. Das Lohnwachstum in Stellenanzeigen liegt in Deutschland weiterhin über dem Niveau der Eurozone. Der jährliche Anstieg der in Stellenanzeigen ausgeschriebenen Löhne fiel im April 2024 auf 3,8 %, verglichen mit 6,1 % zur gleichen Zeit im Vorjahr. Damit setzt sich der Rückgang des Lohnwachstums fort. Im April 2024 lag die Inflationsrate bei 2,2 %. Dennoch liegt das Lohnwachstum immer noch deutlich über der Inflationsrate und die positive Reallohnentwicklung setzt sich fort. Das sind gute Nachrichten für Jobsuchende.
Wenn die Nachfrage nach Arbeitskräften weiterhin nachlässt, wird vermutlich auch das Lohnwachstum in Stellenanzeigen zurückgehen. Aufgrund des langfristigen Trends des demografischen Wandels ist allerdings damit zu rechnen, dass sich das Lohnwachstum zukünftig eher stabilisieren wird, als dass es sich unterhalb der Inflationsrate einpendeln dürfte.
Indeed Homeoffice Tracker: Flexibilität hat nach wie vor hohen Stellenwert
Mit stabilen 3 % gehören Begriffe wie “Homeoffice” oder “Remote” zu den Top-Suchbegriffen auf Indeed. Das anhaltend hohe Interesse von Jobsuchenden verdeutlicht, dass die gewünschte Flexibilität in vielen Unternehmen noch nicht umgesetzt ist und Jobsuchende deshalb die Notwendigkeit sehen, dies bei der Jobsuche explizit zum Suchkriterium zu machen. Wenn wir uns im Folgenden Homeoffice- bzw. Remote-Optionen in Stellenanzeigen ansehen werden, kann der stabil hohe Anteil von Suchanfragen auch als Reaktion auf die Return-to-Office-Kampagnen einiger Unternehmen gewertet werden. Zudem gilt: Homeoffice ist nicht gleich Homeoffice. Manchmal mag es einmal in der Woche bedeuten und woanders nahezu fünf Tage die Woche. Somit kann auch eine Unzufriedenheit mit der Homeoffice-Regelung im derzeitigen Unternehmen dazu führen, dass Jobsuchende aktiv nach einer neuen Stelle suchen, die Homeoffice beinhaltet und wo dies bereits in der Stellenausschreibung angegeben wird.
Der Anteil von Stellenanzeigen mit explizit genannten Homeoffice-Optionen stabilisiert sich berufsgruppenübergreifend bei etwa 15 %. Wenn wir uns nun ausschließlich Stellenangebote für Jobs anschauen, bei denen Homeoffice möglich ist, wird deutlich, dass sich der Anstieg der Homeoffice-/Remote-Jobs stark abgeflacht hat. Seit Mitte 2023 ist kein nennenswerter Anstieg mehr verzeichnet worden. Das deutet darauf hin, dass alle Arbeitgebenden, die ihren Mitarbeitenden Homeoffice als Mehrwert anbieten wollen, dies mittlerweile tun. Wenn Unternehmen kein Homeoffice in ihren Stellenanzeigen bewerben, heißt das aber nicht automatisch, dass sie kein Homeoffice anbieten. Vielmehr lässt sich hier auf eine Homeoffice-Kultur schließen, die wenig bis gar nicht (mehr) erwünscht ist. Dass individuelle Vereinbarungen mit besonders gefragten Kandidat*innen getroffen werden, kommt zwar sicherlich vor. Das heißt aber auch: Diejenigen Unternehmen, die bemüht sind, den Beschäftigten in ihrem Wunsch nach Flexibilität entgegenzukommen, können nicht nur Talente halten, sondern auch gerade neue talentierte Arbeitskräfte gewinnen.
Wenn wir uns nun ausschließlich die 10 Berufsgruppen mit dem höchsten Anteil von Homeoffice-/Remote-Jobs anschauen, fällt auf: Die “Return-to-Office”-Initiativen der Unternehmen äußern sich darin, dass der Anteil der Homeoffice-Jobs für zwei von drei IT-Berufsgruppen, Projektmanagement und auch in der Personalwirtschaft seit Beginn des Jahres 2024 zurückgegangen sind. Die Unternehmen machen also wirklich Ernst – trotz der Wünsche der Beschäftigten nach mehr Flexibilität. In anderen Berufsgruppen wie Buchhaltung, Kundendienst oder Rechtswissenschaften ist der Anteil an Homeoffice-Stellenanzeigen gestiegen. Unterm Strich ist der Anteil von Stellenausschreibungen mit Homeoffice-Option bereits seit Mitte 2023 stabil hoch, sodass der Nettoeffekt der Return-to-Office-Kampagnen der Unternehmen quasi null ist.
Bisher keine Aufhellung der Arbeitsmarktentwicklung
Die neuesten Wirtschaftsprognosen sprechen davon, dass sich die deutsche Konjunktur in diesem Frühjahr noch aufhellen könnte. Der Indeed Arbeitsmarkt Index als Echtzeit-Metrik zur Arbeitskräftenachfrage zeigt, dass Unternehmen sich bei der Investition in neue Mitarbeitende weiterhin zurückhalten. Die erhoffte Aufhellung der Konjunktur macht sich derzeit noch nicht auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar, der trotz der wirtschaftlichen Flaute robust bleibt. Dies äußert sich in einer zwar stark gesunkenen, aber dennoch weit über dem Vor-Pandemie-Niveau liegenden Arbeitskräftenachfrage.
Dieser Bericht wurde kurz vor der Veröffentlichung der neuen monatlichen Zahlen des Statistischen Bundesamtes und der Bundesagentur für Arbeit verfasst. Es bleibt abzuwarten, ob diese aktuellen Daten unsere Einschätzung der aktuellen Arbeitsmarktlage stützen, wovon grundsätzlich auszugehen ist. Die bisherigen Indikatoren der amtlichen Statistik verdeutlichen einen Arbeitsmarkt, der den wirtschaftlichen Unsicherheiten gut getrotzt hat, aber weiter zurückfällt: Laut Bundesagentur für Arbeit ist die Arbeitslosenquote saisonbereinigt im April 2024 angestiegen und liegt bei 6 %. Der Beschäftigungszuwachs ist zwar positiv, aber dennoch schwach und lag laut Statistischem Bundesamt saisonbereinigt bei +0,1 % zum Vorquartal. Der Rückgriff von Unternehmen auf Kurzarbeit ist mit den Zahlen vom Februar 2024 zwar angestiegen, aber bewegt sich immer noch in einem moderaten Bereich mit 0,6 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Vergleich zu 0,5 % im Vormonat und Vorjahr.
Unternehmen versuchen, aus der derzeitigen Lage ihren Nutzen zu ziehen. Starke Lohnwachstumsentwicklungen werden wieder zurückgefahren und einerseits an die schwächere Inflation, aber auch andererseits an den derzeit schwächeren Wettbewerb um Arbeitskräfte angepasst. Umstrukturierungsmaßnahmen treffen dabei nicht nur eine Zurückhaltung von Neueinstellungen, die sich in einem Rückgang bei den Stellenanzeigen zeigt. Nein, auch versuchen Unternehmen vermehrt, ihre Return-to-Office-Vorstellungen umzusetzen. Dies zeigt sich nun erstmals durch den Rückgang von Homeoffice-Angeboten in Stellenanzeigen in einigen Berufsgruppen, die bisher nur ansteigende Werte kannten.
Jobsuchende sind somit derzeit mit weniger Jobs und geringeren Lohnwachstumschancen konfrontiert; Homeoffice wird seltener angeboten. Arbeitgebende, die sich diesem Trend widersetzen, können sich aus der Masse hervorheben und zielsicher talentierte Arbeitskräfte anwerben. Denn die Alterung der Gesellschaft macht auch in Zeiten wirtschaftlicher Flaute keine Verschnaufpause.
Methodik
Tiefergehende methodische Hinweise zu den verwendeten Indeed Daten finden sich hier: Indeed Arbeitsmarkt Index, Indeed Gehaltstracker und Indeed Homeoffice Tracker.
Wöchentlich erscheinen neue Daten des Indeed Arbeitsmarkt Index und sind in unserem Datenportal frei zugänglich. Die nahezu Echtzeitdaten von Indeed ermöglichen nicht nur eine Gesamtarbeitsmarkteinschätzung, sondern zeigen auch die Entwicklungen der Arbeitskräftenachfrage für einzelne Berufsgruppen. Im Mai 2024 hat es ein methodisches Update gegeben, welches auch die Indeed-Daten für Deutschland betrifft. Um eine Vergleichbarkeit über die Zeit zu ermöglichen, wurden alle Daten rückwirkend neu berechnet.
Die Zahl der Stellenausschreibungen auf Indeed.com ist kein Indikator für potenzielle Einnahmen oder Erträge von Indeed, das einen bedeutenden Prozentsatz des HR-Technologiesegments seiner Muttergesellschaft Recruit Holdings Co., Ltd. umfasst. Dies gilt sowohl für bezahlte als auch unbezahlte Stellenausschreibungen. Die Zahl der Stellenausschreibungen wird nur zu Informationszwecken zur Verfügung gestellt und ist kein Indikator für die Leistung von Indeed oder Recruit. Weitere Informationen über die Umsatzerlöse des HR-Technologiesegments von Recruit finden Sie auf der Investor-Relations-Website von Recruit Holdings und in den Finanzberichten in Japan.
In Ergänzung zur Real- und Nominallohnentwicklung der amtlichen Statistik bietet der Indeed Gehaltstracker monatlich aktualisierte Analysen zur Entwicklung von Gehältern in Indeed Stellenanzeigen.