Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

  • Januar 2022 als besonders gute Chance für den neuen Job: Der typische Weihnachtsrückgang bei den Stellenausschreibungen ist 2021 ausgefallen. Das Jobangebot ist so groß wie nie (+ 49,2 % im Vergleich zu vor der Pandemie, Stand 31.12.21). Gleichzeitig wird vermutlich aufgrund von Covid-19 das typische Neujahrshoch bei der Jobsuche etwas später auftreten – genau wie 2021.
  • Egal, ob Akademiker:innen oder Nicht-Akademiker:innen – das Gehalt gehört zu den wichtigsten Jobwechselmotivationen. Damit ist es auch für Unternehmen ein wichtiger Faktor bei der Suche nach Fachkräften.
  • In der Blüte des Arbeitslebens besteht die größte Jobwechselbereitschaft – jüngere und ältere Beschäftigte sind hingegen weniger wechselwillig.
  • Akademiker:innen lassen sich eher für einen neuen Job motivieren als Beschäftigte mit einer dualen Berufsausbildung. Das unterstreicht die Bedeutung einer unternehmensinternen Ausbildung mit anschließender Übernahme. 

Neues Jahr – neuer Job: Warum sind die Chancen jetzt besonders gut?

“Ein neuer Job im neuen Jahr” – dieser Vorsatz lässt im Januar üblicherweise die Suchanfragen in die Höhe schnellen. Über die Weihnachtstage bei Plätzchen und leckerem Essen vergisst zwar der Eine oder die Andere dann doch einmal schnell die Unzufriedenheit mit dem aktuellen Job. Dementsprechend sinkt das Suchvolumen jedes Jahr über die Feiertage. Demgegenüber ist der Januar schon seit vielen Jahren der Höhepunkt für die Jobsuche. Allerdings hat die Pandemie auch hier – wie in vielen Bereichen – bestehende Routinen und Muster verändert. So fiel etwa im letzten Januar mitten in der zweiten Corona-Welle der Anstieg der Suchanfragen sehr viel niedriger aus als in den Vorjahren. Das Jahreshoch 2021 hat sich nach der zweiten Welle im März 2021 eingefunden, knapp zwei Monate später als sonst üblich. Daher ist zwar auch im Januar 2022 von einer erhöhten Suchfrequenz im Vergleich zum Jahresende 2021 auszugehen. Dieser Anstieg wird aber wohl aufgrund der Unsicherheit durch die vierte Welle und Omikron nur moderat ausfallen. Den Höhepunkt der Suchen 2022 erwarte ich analog zu den Entwicklungen in 2021 dann erst nach der vierten Welle oder sogar erst nach Beendigung der Unsicherheiten um die Virusvariante Omikron. 

Was heißt das für Jobsuchende, die gleich im Januar loslegen möchten? Sie haben weniger Konkurrenz durch andere Kandidat:innen als sonst zu Jahresbeginn. 

Die Auswirkungen der vierten Welle auf den Arbeitsmarkt werden sich in diesen Tagen und Wochen noch zeigen müssen. Aber auf Basis der Indeed-Daten zu den letzten Wellen ist erst einmal davon auszugehen, dass der Arbeitsmarkt stabil bleiben wird. Über Weihnachten 2021 hat sich dieses Mal gar kein Rückgang gezeigt. Ein Rekordangebot (+49,2 % seit Beginn der Pandemie, Stand 31.12.2021) an Stellenausschreibungen ist aktuell bereits vorhanden und wird nicht erst im Laufe des Januars entstehen, wenn die Budgetfreigaben hereinkommen und die Recruiting-Aktivitäten wieder Fahrt aufnehmen. Seit der Zeit vor der Pandemie ist das Stellenangebot besonders stark gewachsen für Sozialdienste und Sozialarbeit (+95,6 %), das Personalwesen (+78 %) und Fahrdienste (+76,9 %). Weniger rosig sieht es in den direkt von den Eindämmungsmaßnahmen betroffenen Bereichen aus: zum Beispiel für Jobs in der Gastronomie sowie Lebensmittelzubereitung, -herstellung, -verkauf oder für Jobs in der Beherbung, im Tourismus und bei Veranstaltungen. Zwar sind diese Bereiche noch auf einem höheren Niveau als vor Corona, aber die Stellenangebote gehen aufgrund der vierten Welle und der drohenden Omikron-Variante wieder nach unten. Unterm Strich haben Jobsuchende dennoch derzeit (im Januar) beste Voraussetzungen, um sich einen neuen Job zu sichern: Große Auswahl und überschaubarer Wettbewerb!

Liniendiagramm von Indeed mit dem Titel "Stellenanzeigen steigen im neuen Jahr erst langsam wieder". 
Liniendiagramm mit dem Titel „Stellenanzeigen steigen im neuen Jahr erst langsam wieder”. Auf einer vertikalen Achse, die von 95 bis 102,5 reicht, zeigt Indeed, wie sich Stellenanzeigen auf Indeed im Vergleich zur ersten Dezemberhälfte verändert haben. Es wird ein Index genutzt, der den Wert 100 für die Durchschnittswerte vom 01.-15. Dezember einnimmt. Es werden die Jahre 2018 bis 2022 betrachtet. Auf der horizontalen Achse wird der Zeitraum von Anfang Dezember bis Ende Januar verglichen. Über die Weihnachtsfeiertage zeigt sich jährlich ein leichter Rückgang bei Stellenanzeigen und im neuen Jahr steigen sie erst langsam wieder an.

Jobsucheaktivität: Alter und Ausbildungshintergrund 

In unserem monatlichen Indeed Job Search Survey haben wir auch im November 2021 wieder 4.000 Personen im Erwerbstätigenalter befragt. Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen, was Junge und Alte bei der Jobsuche gemeinsam haben: Sie sind nämlich seltener aktiv auf Jobsuche. Am häufigsten trifft das auf die 35- bis 44-Jährigen zu mit 31,6 %. Je älter die Beschäftigten sind, desto seltener suchen sie aktiv nach einem neuen Job. Nur noch 9,9 % der 55- bis 64-Jährigen schauen sich aktiv nach einem neuen Job um. Aber auch je jünger die Beschäftigten sind, desto seltener sind sie auf aktiver Jobsuche: nur 18,4 % in der GenZ, der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen. Eine Erklärung dafür ist, dass zu Beginn des Berufslebens noch Unsicherheit über die eigenen Ziele herrscht und das Ankommen im Beruf erst einmal im Fokus steht. Mit der Berufserfahrung wächst dann auch die Erkenntnis, wo man in seinem Berufsleben noch hin möchte und welche Dinge am aktuellen Job stören. Als Folge wird in dieser Lebensphase, der Blüte des Arbeitslebens, aktiv nach neuen Jobs gesucht, um das Gehalt zu steigern und die Karriere voranzubringen. Mit dem Alter steigt dann erneut die Unsicherheit, da es auf dem deutschen Arbeitsmarkt häufig noch nicht selbstverständlich ist, auch mit über 50 noch den Arbeitgeber zu wechseln. Dementsprechend sinkt das aktive Jobsuchverhalten mit dem Alter stark. 62 % der über 55-Jährigen planen sogar bis zur Rente keinen Arbeitgeberwechsel mehr. 

Alt description: Tabelle von Indeed mit dem Titel "GenZ und Baby-Boomer seltener auf aktiver Jobsuche".
Tabelle mit dem Titel „GenZ und Baby-Boomer seltener auf aktiver Jobsuche“. Der Indeed Job Search Survey zeigt Ergebnisse aus November 2021. Über verschiedene Altersgruppen hinweg wird die Aktivität bei der Jobsuche verglichen. Besonders 35- bis 44-Jährige sind auf aktiver Jobsuche. Demgegenüber sind jüngere und ältere Beschäftigte eher zurückhaltend, was einen Jobwechsel angeht.

Darüber hinaus zeigt sich, dass Akademiker:innen häufiger auf dem Jobmarkt unterwegs sind. 30,6 % der Akademiker:innen sind aktiv auf Jobsuche, bei den Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung sind es nur knapp 16,4 %. Das Voranbringen der eigenen Karriere ist für Akademiker:innen von größerer Bedeutung und könnte somit einen Teil dieses Unterschieds erklären. Der Anteil von Befragten auf passiver Jobsuche (d. h., man ist offen für neue Angebote, falls man über sie stolpert), ist sehr ähnlich und liegt bei einem knappen Viertel (Akademiker:innen 28,6 %, Personen mit Berufsausbildung 23,3 %). Diese Ergebnisse verdeutlichen die Brisanz des Fachkräftemangels in Berufen, die eine Berufsausbildung erfordern und unterstreichen, wie wichtig Ausbildungsplätze sind und dass Azubis nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss im Betrieb gehalten werden sollten.

Die häufigste Motivation zur Jobsuche: das Gehalt

Was motiviert Beschäftigte eigentlich dazu, sich einen neuen Job zu suchen? Der Indeed Job Search Survey verdeutlicht, dass sich die drei häufigsten Motivationen für die Jobwechselbereitschaft zwischen Akademiker:innen und Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung nicht unterscheiden:

  • ein höheres Gehalt (Akademiker:innen 29,9 %; Personen mit Berufsausbildung: 32 %),
  • die Karriere voranbringen (28,2 % Akademiker:innen, 23,2 % Personen mit Berufsausbildung) und
  • bessere Zusatzleistungen (21,8 % Akademiker:innen, 20,1 % Personen mit Berufsausbildung). 

Ein tiefergehender Blick eröffnet dann aber doch einige Unterschiede abhängig vom Ausbildungshintergrund: 14,1 % der Akademiker:innen geben an, einen neuen Job zu suchen, weil sie die Pendelzeit verkürzen wollen. Bei Personen mit Berufsausbildung ist es noch einmal ein knappes Drittel mehr (19,3 %). Zentral dürfte hier sein, dass sich viele Akademiker:innen-Berufe aus dem Homeoffice erledigen lassen, bei vielen Ausbildungsjobs kommt das nicht in Frage, sodass die Pendelzeit wesentlich stärker ins Gewicht fallen dürfte. Beschäftigte mit abgeschlossener Berufsausbildung sind häufiger auf Jobsuche, weil sie sich in ihrem Betrieb nicht wohl fühlen (17 %), als dies bei Akademiker:innen (11,4 %) der Fall ist. 

Neues Jahr, neues Glück: Manche Dinge ändern sich nie

Auch wenn die Pandemie mit Mustern und Routinen brechen lässt, die Bedeutung des Gehalts ist ein Kontinuum, das sich im Indeed Meaning of Work Report bereits vor der Pandemie gezeigt hat. Manchmal bietet der Bruch mit Mustern und Routinen aber auch neue Chancen: So ist der Januar 2022 eine gute Gelegenheit für Jobsuchende, das neue Jahr voller Tatendrang zu starten und einen neuen Job zu finden – und das dann auch noch mit besseren Chancen als im Vorjahr. 

Methode

​​Für die Entwicklung der Stellenausschreibungen und Suchanfragen nutzen wir Indeed Daten aus den Jahren 2018 bis zum 01.01.2022. Wir indexieren die Trends zum Durchschnitt, der sich aus dem Zeitraum vom 01.12. – 15.12. eines jeden Jahres ergibt. Ab Mitte Dezember berechnen wir einen gleitenden 7-Tage-Durchschnitt. 

Die Ergebnisse des Indeed Job Search Survey basieren auf einer Indeed Online-Umfrage, die wir seit Juli 2021 monatlich durchführen. Für diesen Blogbeitrag wurden die Ergebnisse aus November 2021 verwendet. Im November wurden 4.000 Personen in Deutschland im Alter von 18 bis 64 Jahren befragt. Die Umfrage wurde vom 08. bis 18. November 2021 durchgeführt. Die Daten wurden gewichtet, um die Verteilung der Befragten in Bezug auf Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit (deutsch/nicht deutsch) und Aufenthaltsort nach Bundesländern mit den Ergebnissen der Bevölkerungsfortschreibung des Bundesamtes für Statistik auf Basis des Zensus 2011 abzugleichen.