Die wichtigsten Punkte:

  • Arbeitskräftenachfrage schwächelt zwar, aber weiterhin auf hohem Niveau
  • Niedrige Arbeitslosenquote und steigende Erwerbstätigenzahlen sorgen für einen stabilen Arbeitsmarkt
  • Indeed-Job-Index im Abwärtstrend: -13,1 % seit Jahresbeginn
  • Jobwachstum trotz Rezession in Berufen des Gesundheitswesens und des Bildungssektors: Sozialpflege, Kinder-, Jugend- & Familienpflege (+29,0 %), Arztberufe (+14,6 %), Verwaltung im Gesundheitswesen (+11,3 %)
  • Nachfragerückgang besonders stark in Dienstleistungsberufen, die unter Inflation, Konsumrückgang und Sparmaßnahmen leiden: Transportwesen (-29,5 %), Marketing (-20,3 %), Consulting (-20,2 %)

Vom Job-Boom in 2021 zur deutlichen Abkühlung in 2023

Die deutsche Wirtschaft steckt in einer Rezession. Im vierten Quartal 2022 und nun auch im ersten Quartal 2023 ist die Wirtschaftsleistung in Deutschland gesunken (Statistisches Bundesamt 2023). Was bedeuten diese Entwicklungen für den Arbeitsmarkt? Die wirtschaftlichen Unsicherheiten seit der russischen Invasion in die Ukraine haben dem deutschen Arbeitsmarkt im letzten Jahr einen Dämpfer versetzt. Doch obwohl die Wirtschaft im vierten Quartal 2022 geschrumpft ist, wurde noch im Dezember 2022 ein neues Rekordniveau bei der Nachfrage nach Arbeitskräften erreicht. Erst seit Beginn des Jahres 2023 äußern sich die wirtschaftlichen Unsicherheiten auch in einer Abkühlung des Arbeitsmarktes. Lag der Indeed-Job-Index zum 01.01.2023 bei 158,1 Punkten, sind es am Ende des 1. Quartals 147,5 Punkte. Zum 26. Mai 2023 liegen wir bei 137,4 Punkten. Die Arbeitskräftenachfrage beläuft sich damit seit Start des Jahres bei -13,1 %. Auch im Vergleich des Vorjahres liegen wir im Minus mit -11,5 %.

Liniendiagramm mit dem Titel “Arbeitsmarkt kühlt sich im bisherigen Jahresverlauf deutlich ab” zeigt die Veränderung der Stellenanzeigen auf Indeed Deutschland vom 01.02.2020 bis zum 26.05.2023 und wird als Index mit 100 am 01.02.2020 dargestellt. Der aktuellste Wert liegt bei 137,4 Punkten.
Liniendiagramm mit dem Titel “Arbeitsmarkt kühlt sich im bisherigen Jahresverlauf deutlich ab” zeigt die Veränderung der Stellenanzeigen auf Indeed Deutschland vom 01.02.2020 bis zum 26.05.2023 und wird als Index mit 100 am 01.02.2020 dargestellt. Der aktuellste Wert liegt bei 137,4 Punkten.

Damit lässt sich zusammenfassen: Das Jahr 2021 stand im Zeichen eines Job-Booms. Das Jobwachstum wurde im Jahr 2022 zwar aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten und ihrer Folgen gebremst, nichtsdestotrotz wurde ein neues Rekordniveau bei der Arbeitskräftenachfrage erreicht. Das Jahr 2023 ist bisher geprägt von einer deutlichen Abkühlung des Arbeitsmarktes. Dennoch bleibt die Arbeitskräftenachfrage noch immer auf sehr hohem Niveau – trotz schwacher Wirtschaftsleistung.

Spotlight: Gewinner und Verlierer – Jobwachstum trotz Rezession in wenigen Berufsgruppen

Seit Jahresbeginn sind die Stellenausschreibungen in den meisten Berufsgruppen zurückgegangen. Aber bis auf eine Ausnahme, die Berufsgruppe Chemieingenieurwesen, liegt die Nachfrage nach Arbeitskräften über dem Vor-Pandemie-Niveau.

Überdurchschnittlich stark fällt der Rückgang in den Berufsgruppen aus, deren Dienstleistung in Zeiten weiterhin hoher, wenn auch sinkender Inflationsraten und wirtschaftlicher Unsicherheiten weniger nachgefragt ist. Der Rückgang der Arbeitskräftenachfrage fällt dabei überdurchschnittlich stark in Dienstleistungsberufen aus. Weniger ausgeprägt ist er in der Produktion und Fertigung.

Balkendiagramm mit dem Titel “Seit Jahresbeginn: Stärkster Nachfragerückgang in diesen Berufsgruppen” zeigt Berufsgruppen mit dem stärksten Rückgang der Stellenanzeigen auf Indeed zwischen dem 01.01.2023 und dem 26.05.2023.
Balkendiagramm mit dem Titel “Seit Jahresbeginn: Stärkster Nachfragerückgang in diesen Berufsgruppen” zeigt Berufsgruppen mit dem stärksten Rückgang der Stellenanzeigen auf Indeed zwischen dem 01.01.2023 und dem 26.05.2023.

Es gibt aber auch einige wenige Berufsgruppen, in denen die Nachfrage nach Arbeitskräften derzeit ansteigt bzw. nur unterdurchschnittlich sinkt. Eine Zunahme von Stellenanzeigen können wir in fünf Berufsgruppen beobachten, die überwiegend dem Gesundheitswesen sowie dem Bildungsbereich zuzuordnen sind. Es handelt sich also um Wirtschaftszweige, die nicht von Inflation und Konsumbereitschaft beeinflusst werden.

Balkendiagramm mit dem Titel “Berufsgruppen mit steigender Nachfrage bzw. unterdurchschnittlichem Rückgang seit Jahresbeginn” zeigt Berufsgruppen, die trotz Rezession eine steigende Nachfrage nach Arbeitskräften aufweisen oder aber bei denen die Nachfrage nur unterdurchschnittlich stark gesunken ist. Die Daten beziehen sich auf Stellenanzeigen auf Indeed zwischen dem 01.01.2023 und dem 26.05.2023.
Balkendiagramm mit dem Titel “Berufsgruppen mit steigender Nachfrage bzw. unterdurchschnittlichem Rückgang seit Jahresbeginn” zeigt Berufsgruppen, die trotz Rezession eine steigende Nachfrage nach Arbeitskräften aufweisen oder aber bei denen die Nachfrage nur unterdurchschnittlich stark gesunken ist. Die Daten beziehen sich auf Stellenanzeigen auf Indeed zwischen dem 01.01.2023 und dem 26.05.2023.

Weitere Arbeitsmarktindikatoren

Die aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) zur Arbeitslosenquote in Deutschland unterstützen das Bild eines Arbeitsmarktes, der sich beständig zeigt, an dem jedoch die schwache wirtschaftliche Entwicklung ihre Spuren hinterlässt. Im Mai 2023 lag die nicht saisonbereinigte Arbeitslosenquote bei 5,5 %, die saisonbereinigte Arbeitslosenquote lag bei 5,6 %. Saisonbereinigt ist die Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vormonat konstant geblieben. Im Vergleich zum Vorjahr liegt die Arbeitslosenquote höher (Mai 2022: saisonbereinigt 5,0 %, nicht saisonbereinigt 4,9 %). 0,4 Prozentpunkte der Arbeitslosenquote können durch ukrainische Flüchtlinge erklärt werden. Wenn wir diesen Effekt also unbeachtet lassen, liegt die Arbeitslosenquote nur noch leicht über dem Niveau von vor einem Jahr. Der Arbeitsmarkt bleibt somit weiterhin eng mit einer Arbeitskräftenachfrage auf hohem Niveau.

Das Liniendiagramm “Arbeitslosenquote leicht über dem Durchschnitt des Jahres 2022” zeigt die Arbeitslosenquote für Deutschland im Zeitverlauf von Januar 1992 bis Mai 2023. Die aktuelle Arbeitslosenquote liegt leicht über dem Durchschnitt des letzten Jahres.
Das Liniendiagramm “Arbeitslosenquote leicht über dem Durchschnitt des Jahres 2022” zeigt die Arbeitslosenquote für Deutschland im Zeitverlauf von Januar 1992 bis Mai 2023. Die aktuelle Arbeitslosenquote liegt leicht über dem Durchschnitt des letzten Jahres.

Das Wachstum der Erwerbstätigenzahlen ist weiter positiv, fiel aber im April etwas schwächer aus als noch in den Vormonaten. Die Zahl der Erwerbstätigen mit Wohnort in Deutschland lag im April 2023 bei 45,7 Millionen Personen. Das sind 0,9 % mehr Erwerbstätige als noch im April 2022. Im Oktober 2021 lag der Vorjahresmonatsvergleich das letzte Mal unter 1 %.

Der Frühindikator der Kurzarbeit unterstützt ebenfalls die Beständigkeit des Arbeitsmarktes trotz Rezession. Zahlen zur realisierten Kurzarbeit liegen hochgerechnet bis März 2023 vor. So waren im März 2023 133.000 Personen in Kurzarbeit, -82 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Anzeigen für Kurzarbeit sind für den Mai 2023 noch nicht vollständig. Nichtsdestotrotz lässt sich bereits jetzt sagen, dass mit vorläufig knapp 45.000 neu angezeigten Personen für Kurzarbeit das Niveau weiterhin sehr niedrig ist.

Frühindikator lässt Abkühlung des Arbeitsmarktes im Sommer erwarten

Seit einigen Tagen wissen wir: Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal in Folge geschrumpft und steckt somit in einer leichten Rezession. Dennoch zeigt sich der deutsche Arbeitsmarkt insgesamt beständig. Positiv ist die weiterhin niedrige Arbeitslosenquote, die unauffälligen Zahlen zur Kurzarbeit und die anhaltend steigende Zahl der Erwerbstätigen. Dass die wirtschaftlichen Unsicherheiten nicht spurlos am deutschen Arbeitsmarkt vorbeigehen, zeigen hingegen die Echtzeitdaten unseres Indeed-Job-Index. Obwohl die Konjunkturdaten noch nicht vorgelegen haben, hat der Indeed-Job-Index das sich verschlechternde Geschäftsklima bereits angezeigt. Denn Stellenanzeigen sind ein Blick in die Zukunft. Sie sind ein Investment für das Unternehmen. Dieses Investment wird bei zu erwartenden Unsicherheiten ausgesetzt oder zurückgestellt. Der deutliche Rückgang der Stellenanzeigen und damit das deutliche Abkühlen der Arbeitskräftenachfrage zeigt eine Zurückhaltung der Unternehmen. Nichtsdestotrotz verbleibt die Arbeitskräftenachfrage auf einem hohen Niveau und einige Berufsgruppen, gerade im Gesundheitswesen sowie Bildung & Erziehung, erfahren derzeit eine konjunkturunabhängig steigende Nachfrage.

Der Indeed-Job-Index, ein Frühindikator für die Arbeitsmarktentwicklung, lässt darauf schließen, dass sich die Rezession auch in den offiziellen Daten zur Arbeitskräftenachfrage in den nächsten Monaten stärker widerspiegeln wird. Der Arbeitsmarkt wird daher im Sommer mit einer sich fortsetzenden Abkühlung rechnen müssen.

Methodik

Hier verwendete Daten der Statistik der Bundesagentur für Arbeit, des Statistischen Bundesamtes und von Eurostat können über die jeweiligen Webseiten abgerufen werden. 

Die Daten zur Entwicklung der Stellenausschreibungen auf Indeed sind ein Index, der zum 01. Februar 2020 den Wert 100 annimmt. Der 01. Februar 2020 ist unsere Ausgangsbasis vor der Pandemie. Es wird ein gleitender Durchschnitt über 7 Tage berechnet. Die Daten liegen sowohl saisonbereinigt als auch nicht saisonbereinigt vor. Die Saisonbereinigung erfolgt auf Basis von Daten aus den Jahren 2017, 2018 und 2019. Jede Zeitreihe, einschließlich des nationalen Trends, der Berufsgruppen und der subnationalen Geografien, wird separat saisonal bereinigt. Daten an einigen Tagen in den Jahren 2021 und 2022 fehlen und wurden interpoliert.

Das Ifo Dresden hat in einer Veröffentlichung Anfang 2023 evaluiert, wie sich die Trends des BA-X-Stellenindex, dem ifo-Beschäftigungsbarometer, mit dem Indeed-Job-Index vergleichen lassen. Die Analyse kommt zu folgendem Ergebnis: “[W]enn man die Korrelation mit den SVB [Anmerkung Hering: sozialversicherungspflichtig Beschäftigte] als Maßstab für den Einsatz der Arbeitsmarktindikatoren nimmt, müsste man die hochfrequenten Indizes von Indeed als Erstes und den BA-X Stellenindex als den zweiten Indikator heranziehen.”

Die Zahl der Stellenausschreibungen auf Indeed.com ist kein Indikator für potenzielle Einnahmen oder Erträge von Indeed, das einen bedeutenden Prozentsatz des HR-Technologiesegments seiner Muttergesellschaft Recruit Holdings Co., Ltd. umfasst. Dies gilt sowohl für bezahlte als auch unbezahlte Stellenausschreibungen. Die Zahl der Stellenausschreibungen wird nur zu Informationszwecken zur Verfügung gestellt und ist kein Indikator für die Leistung von Indeed oder Recruit. Weitere Informationen über die Umsatzerlöse des HR-Technologiesegments von Recruit finden Sie auf der Investor-Relations-Website von Recruit Holdings und in den Finanzberichten in Japan.