Seit dem Aufdecken des Dieselskandals ist die Diskussion um saubere Luft in Deutschland nicht mehr wegzudenken. Saubere, nachhaltige und flexible Verkehrslösungen für das 21. Jahrhundert werden gesucht. E-Mobilität ist ein wichtiger Bestandteil dieses Plans: Elektroautos, E-Bikes, E-Roller, E-Busse – eine Vielzahl elektrischer Fortbewegungsmöglichkeiten, wobei Elektroautos die größte volkswirtschaftliche Bedeutung haben. Autohersteller, die nicht in den Ausbau von Elektromobilität investieren, könnten ihre Marktposition in der Zukunft gefährden.
Das Automobil hat in Deutschland traditionell eine größere wirtschaftliche Bedeutung als beim westlichen Nachbarn Frankreich. Mit Blick auf die Verbreitung von Elektroautos sind sich die beiden Nachbarn jedoch sehr ähnlich: Die Zahl der Elektroautos ist immer noch gering. Ihr Marktanteil lag in 2011 in beiden Ländern bei 0,1 % und stieg bis zum Jahr 2017 auf 1,6 % in Deutschland und 1,7 % in Frankreich an.
Die Herstellung von Autos mit traditionellen Verbrennungsmotoren ist arbeitsintensiv – im Gegensatz zu Elektroautos. In einer aktuellen Studie hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) verschiedene Zukunftsszenarien für die Verbreitung von Elektroautos entwickelt. Das Ergebnis: Die Zahl der Arbeitsplätze in der Antriebstechnik könnte in Deutschland bis 2030 um 75.000 zurückgehen.
Wir fragen, wie Elektromobilität bereits heute den Arbeitsmarkt verändert. Um die Entwicklungen in Deutschland besser einordnen zu können, vergleichen wir die Ergebnisse mit den Entwicklungen in Frankreich. Hierfür haben wir Millionen von Stellenausschreibungen und Suchanfragen auf indeed.de und indeed.fr analysiert. Zwischen Deutschland und Frankreich zeichnen sich bereits Unterschiede in der Entwicklung des Arbeitsmarktes ab.
Große Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich
Stellenangebote für E-Mobilitätsjobs waren im Juli 2018 in Deutschland (3.890 Angebote je 1 Million) fast zehnmal so zahlreich wie in Frankreich (415 Angebote je 1 Million). Dieser Unterschied ist nicht verwunderlich, denn er sollte mit der Zahl der Beschäftigten im Automobilsektor in beiden Ländern verglichen werden: 871.000 in Deutschland gegenüber 108.000 in Frankreich im Jahr 2015. Oder anders ausgedrückt: In Deutschland gibt es mehr als achtmal so viele Arbeitsplätze im Automobilsektor wie in Frankreich.
Aber auch darüber hinaus verlaufen die Entwicklung der Stellenausschreibungen und das Interesse der Jobsuchenden im Bereich Elektromobilität in den beiden Ländern sehr unterschiedlich. Die Situation ist für Frankreich besorgniserregender. In Deutschland ist die Zahl der Stellenangebote für E-Mobilitätsjobs von Juli 2015 bis Juli 2018 um 433 Prozent angestiegen. Im Gegensatz dazu sind Stellenausschreibungen im Bereich der Elektromobilität in Frankreich zu niedrig, um überhaupt einen Trend zu erkennen. Der Vergleich mit Frankreich darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zahl der Jobs im Zusammenhang mit Elektromobilität in Deutschland weiterhin niedrig ist.
Auch beim Interesse von Jobsuchenden an Unternehmen, die den Wandel der Mobilität bereits eingeläutet haben, steht Deutschland besser da als Frankreich. Suchanfragen nach Jobs rund um das Thema E-Mobilität nehmen kontinuierlich zu, wachsen aber weniger stark als die Nachfrage seitens der Unternehmen. Das Interesse von Jobsuchenden nach E-Mobilitätsjobs hat in Deutschland von Juli 2015 bis Juli 2018 um 186 Prozent zugenommen. In Frankreich sind die Suchanfragen nach E-Mobilitätsjobs im selben Zeitraum nur um 26 Prozent angestiegen und unterliegen deutlichen Schwankungen.
Schließlich haben wir einen genaueren Blick auf die Stellenausschreibungen geworfen um herauszufinden, in welchen Städten es E-Mobilitätsjobs gibt und bei welchen Unternehmen sich im Juli 2018 die meisten Stellenausschreibungen unter dem Stichwort Elektromobilität finden ließen. Unsere Auswertungen zeigen, dass im Juli 2018 München, Stuttgart und Berlin die deutschen Städte mit den meisten E-Mobilitätsjobs waren. Dieses Ergebnis ist eng damit verbunden, bei welchen drei Unternehmen Jobsuchende im Juli 2018 die meisten E-Mobilitätsjobs finden konnten: bei Bosch Software Innovations, beim Automobilzulieferer Mahle und beim Start-up-Unternehmen Lilium, das an einem elektrischen Flugzeug arbeitet.
Ein Blick in die Zukunft
In Deutschland steigt die Zahl der Jobs rund um das Thema Elektromobilität, während dies in Frankreich noch nicht der Fall ist. In Deutschland ist das Interesse von Jobsuchenden, die explizit nach Jobs suchen, die mit E-Mobilität zu tun haben, geringer gewachsen als die Zahl der Stellenausschreibungen. In Frankreich können wir das Gegenteil beobachten: Unternehmen schreiben kaum E-Mobilitätsjobs aus, während Jobsuchende bereits danach suchen. Es dürfte spannend werden, wie viele und welche neuen Jobs in den kommenden Jahren im Kontext sauberer, nachhaltiger und flexibler Mobilitätskonzepte entstehen werden – und wie sich das Interesse von Jobsuchenden entwickeln wird.
Methodische Hinweise
Die Jobbörse Indeed ist in über 60 Ländern und 28 Sprachen verfügbar. Ein Vergleich der Stellenausschreibungen rund um E-Mobilität in Deutschland und Frankreich bezieht sich auf Juli 2018. Der Stellenausschreibungstrend in Deutschland reicht von Juli 2015 bis Juli 2018. Hierfür haben wir alle Stellenausschreibungen identifiziert, die mindestens einen der folgenden Begriffe mit verschiedenen Schreibweisen im Jobtitel oder der Stellenbeschreibung beinhalten: E-Mobilität, Elektromobilität, e-mobility, electro mobility, mobilité durable, éco mobilité. In den Analysen greifen wir an den verschiedenen Stellen entweder auf Stellentitel oder auf Stellenbeschreibungen zurück.
Für die Auswertung zum Interesse von Jobsuchenden an E-Mobilitätsjobs haben wir alle Suchanfragen auf indeed.de sowie indeed.fr für die Zeit von Juli 2015 bis Juli 2018 ausgewertet. Suchanfragen, die mindestens einen der oben genannten E-Mobilitätsbegriffe beinhalten, wurden von uns als ein Interesse an einem E-Mobilitätsjob bewertet.
Was Indeed von traditionellen Jobbörsen unterscheidet: Traditionelle Jobbörsen veröffentlichen ausschließlich kostenpflichtige Stellenausschreibungen. Etwa 48 % der Unternehmen veröffentlichen ihre offenen Positionen ausschließlich auf den eigenen Firmen-Homepages bzw. Karriereseiten (Quelle: anzeigendaten.de, Auswertung von 34.047 deutschen Firmen-Homepages, Februar 2018). Diese Jobs können Jobsuchende ausschließlich auf Jobsuchmaschinen wie Indeed finden. Indeed indexiert und aggregiert Jobangebote von tausenden Unternehmenskarriereseiten sowie einer Vielzahl von Jobbörsen und Personaldienstleistern. Zudem können Unternehmen ihre Jobs direkt auf Indeed kostenlos schalten. (Es gelten übliche Geschäftsbedingungen, Qualitätsstandards und Nutzungsbeschränkungen.) So spiegelt Indeed einen sehr großen Anteil des Arbeitsmarktes in Deutschland wider.