Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

  • Zwischen 2022 und 2024 haben jeden Monat im Durchschnitt fast 2 % der Indeed-Nutzenden ihren Job gewechselt.
  • Regulierte Berufe mit spezifischen Ausbildungsanforderungen im medizinischen Bereich oder in der Pflege weisen die geringsten Jobwechsel-, Eintritts- und Austrittsraten auf.
  • White-Collar-Berufe in Personalwesen und Kundenservice haben die höchsten Jobwechselraten.
  • Hohe Eintrittsraten in Berufsgruppen wie Management und Projektmanagement bilden oft Aufstieg in leitende oder koordinative Tätigkeiten ab. 

Jeden Monat wechselt in Deutschland fast einer von 50 Indeed-Nutzenden mit hochgeladenem Lebenslauf in einen neuen Job – das zeigt eine Analyse des Hiring Labs von mehr als einer Million Indeed-Profilen. Mehr als die Hälfte dieser Wechsel führen in eine neue Berufsgruppe.

Jobwechsel sind ein zentraler Mechanismus zur effizienten Allokation von Arbeitskräften. Wenn Beschäftigte Positionen übernehmen, die besser zu ihren Fähigkeiten passen, kann dies die Qualität des Arbeitsmarkt-Matches und damit die Produktivität steigern. Erkenntnisse über berufliche Mobilität sind daher vor dem Hintergrund stagnierender Arbeitsproduktivität in Deutschland besonders relevant. Gleichzeitig spiegeln Jobwechsel langfristige Veränderungen in der Arbeitsnachfrage wider, etwa durch technologischen Wandel oder die Verlagerung von Produktion ins Ausland. Wer versteht, welche Karrierewege Arbeitskräfte aus schrumpfenden Branchen einschlagen, kann wirksame Arbeitsmarktpolitik gestalten, um Übergänge zu erleichtern und den Strukturwandel effizient und sozial zu navigieren.

Diese Analyse nutzt anonymisierte Profildaten von Indeed-Nutzenden in Deutschland, um die berufliche Mobilität seit der Pandemie zu untersuchen: Wie häufig wechseln Beschäftigte ihren Job? Und in welchen Sektoren ist die Mobilität besonders hoch oder niedrig?

Die Tabelle mit dem Titel “Indeed-Nutzende geben im Schnitt sieben Jahre Berufserfahrung an” zeigt deskriptive Statistiken zur Dauer und Anzahl der in Indeed-Profilen angegebenen Berufserfahrungen.
Die Tabelle mit dem Titel “Indeed-Nutzende geben im Schnitt sieben Jahre Berufserfahrung an” zeigt deskriptive Statistiken zur Dauer und Anzahl der in Indeed-Profilen angegebenen Berufserfahrungen.

Im Median geben Indeed-Nutzende in Deutschland sieben Jahre und vier Monate Berufserfahrung an und haben bislang 2,8 Jobs absolviert. Ein einzelner Job dauert dabei im Median fast 2 Jahre. Knapp ein Fünftel der Jobsuchenden verfügt über einen Hochschulabschluss.

Jeden Monat wechseln im Durchschnitt fast 2 % der Indeed-Nutzenden ihren Job – mit deutlichen Unterschieden nach Berufsgruppen

Zwischen 2022 und 2024 wechseln monatlich im Schnitt 1,9 % der Indeed-Nutzenden in Deutschland ihren Job. Diese Jobwechselrate ist niedriger als in den USA (2,6 %). Gründe dafür können institutionelle Unterschiede sein – etwa ein stärkerer Kündigungsschutz oder die Möglichkeit zur Kurzarbeit. Aber auch die in Deutschland traditionell höhere Loyalität zum Arbeitgeber könnte eine Rolle spielen.

Ein Blick hinter die durchschnittliche Jobwechselrate zeigt Unterschiede zwischen den Berufsgruppen. Besonders hoch sind die Wechselraten in vergleichsweise durchlässigen White-Collar-Berufen wie Personalwesen (2,8 %), Kundenservice (2,6 %) oder Daten & Analytics (2,6 %). Am seltensten wechseln Beschäftigte hingegen ihren Job in stark spezialisierten oder regulierten Berufsgruppen im technischen oder medizinischen Bereich wie Chemieingenieurswesen (1,0 %), Zahnmedizin (1,2 %) und Medizintechnik (1,2 %).

Das Balkendiagramm mit dem Titel “Im Durchschnitt wechseln jeden Monat 1,9 % der Indeed-Nutzenden ihren Job” zeigt den durchschnittlichen monatlichen Anteil von Jobwechseln an allen in Indeed-Profilen angegebenen Berufserfahrungen insgesamt und nach Berufsgruppe im Zeitraum 2022 bis 2024.
Das Balkendiagramm mit dem Titel “Im Durchschnitt wechseln jeden Monat 1,9 % der Indeed-Nutzenden ihren Job” zeigt den durchschnittlichen monatlichen Anteil von Jobwechseln an allen in Indeed-Profilen angegebenen Berufserfahrungen insgesamt und nach Berufsgruppe im Zeitraum 2022 bis 2024.

Aufstiege in leitende Tätigkeiten und Qualifikationsanforderungen erklären Unterschiede in den Eintrittsraten

Ob Beschäftigte bei einem Jobwechsel in ihrer Berufsgruppe bleiben oder in eine neue wechseln, hängt von den Karrierewegen innerhalb einer Branche ab – wie der Möglichkeit zum Aufstieg in eine leitende Position, aber auch von Eintrittsbarrieren wie regulierten Qualifikationsanforderungen.

Die Eintrittsrate misst den Anteil der Wechsel aus einer anderen Berufsgruppe an den Jobstarts. Mit 54,5 % ist dieser in der Logistik am höchsten. Hier spiegeln sich Übergänge aus operativen Positionen in der Lagerhaltung oder aus einfachen kaufmännischen in koordinative Tätigkeiten wie Fuhrpark oder Supply Chain Management häufig als Berufsgruppenwechsel wider. Hohe Eintrittsraten aus anderen Berufsgruppen finden wir außerdem im Management (52,0 %) oder Projektmanagement (50,2 %). Der Berufsgruppenwechsel findet hier oft im Zuge des Übergangs in eine leitende Position statt.

Am geringsten ist die Eintrittsrate im medizinischen Bereich wie in der Zahnmedizin (18,6 %), der Pflege (21,5 %) und der Pharmazie (23,7 %). Grund hierfür kann sein, dass stark regulierte Ausbildungen und Karrierepfade Barrieren für Quereinstiege aus anderen Berufen darstellen. Dies gilt ähnlich auch für die Bereiche Kinderbetreuung (23,7 %), Rechtswesen (29,3 %) oder Bildung & Erziehung (29,6 %).

Die Tabelle mit dem Titel “Berufsgruppenwechsel bilden oft Aufstiege in leitende oder koordinative Tätigkeiten ab” zeigt die 10 Berufsgruppen mit den im Durchschnitt höchsten Anteilen von Wechseln aus einer anderen Berufsgruppe an den Jobstarts in den Jahren 2022 bis 2024.
Die Tabelle mit dem Titel “Berufsgruppenwechsel bilden oft Aufstiege in leitende oder koordinative Tätigkeiten ab” zeigt die 10 Berufsgruppen mit den im Durchschnitt höchsten Anteilen von Wechseln aus einer anderen Berufsgruppe an den Jobstarts in den Jahren 2022 bis 2024.
Die Tabelle mit dem Titel “Eintrittsraten sind in Berufsgruppen mit stark regulierten Ausbildungen am geringsten” zeigt die 10 Berufsgruppen mit den im Durchschnitt niedrigsten Anteilen von Wechseln aus einer anderen Berufsgruppe an den Jobstarts in den Jahren 2022 bis 2024.
Die Tabelle mit dem Titel “Eintrittsraten sind in Berufsgruppen mit stark regulierten Ausbildungen am geringsten” zeigt die 10 Berufsgruppen mit den im Durchschnitt niedrigsten Anteilen von Wechseln aus einer anderen Berufsgruppe an den Jobstarts in den Jahren 2022 bis 2024.

Niedrige Austrittsrate in der Softwareentwicklung könnte den Wettbewerb um Einstiegspositionen erhöhen

Unter den Jobwechselnden verlassen 58 % ihre Berufsgruppe. Besonders hoch sind die Austrittsraten in Bereichen mit kurzfristigen oder projektbasierten Beschäftigungsverhältnissen, etwa in Kunst & Kultur (81 %), bei Dolmetscher*innen (85 %) oder im Sport (78 %).

Am seltensten verlassen Jobwechselnde die Softwareentwicklung (31 %). Ein Grund dafür könnte die hohe Nachfrage nach durch Berufserfahrung erlangten spezialisierten Fähigkeiten sein, etwa im Backend Development (6 %), die einen Wechsel in andere Berufe unattraktiv macht. Gleichzeitig stehen Jobsuchende in der Branche vor Herausforderungen: Seit 2022 ist die Zahl der Stellenausschreibungen deutlich zurückgegangen, und der zunehmende Einsatz von KI verändert Aufgabenprofile grundlegend. Hierbei wird insbesondere der Rückgang von Einstiegsjobs diskutiert, da KI Routine- und einfache Programmiertätigkeiten leicht übernehmen kann. Wenn erfahrene Fachkräfte mit spezialisierten Fähigkeiten das Feld selten verlassen, sinkt die Mobilität innerhalb der Branche und erschwert Einsteiger*innen zusätzlich den Zugang.

Die Tabelle mit dem Titel “Fast drei von fünf Jobwechselnden verlassen die Berufsgruppe” zeigt die jeweils 5 Berufsgruppen mit den im Durchschnitt höchsten und niedrigsten Anteilen von Wechseln aus einer anderen Berufsgruppe an Jobstarts in den Jahren 2022 bis 2024.
Die Tabelle mit dem Titel “Fast drei von fünf Jobwechselnden verlassen die Berufsgruppe” zeigt die jeweils 5 Berufsgruppen mit den im Durchschnitt höchsten und niedrigsten Anteilen von Wechseln aus einer anderen Berufsgruppe an Jobstarts in den Jahren 2022 bis 2024.

Geringe Austrittsraten zeigen sich zudem – konsistent mit den Eintrittsraten – in Berufen mit hohen Ausbildungs- oder Zertifizierungsanforderungen im medizinischen Bereich wie in der Medizintechnik (44 %), Pflege (35 %) und in Therapieberufen wie Ergotherapie (26 %) und Physiotherapie (25 %). Eine Ausnahme bildet der Beruf Corona-Tester*in, der während der Pandemie ohne große Qualifikationsanforderungen entstand, vielfach von Arbeitskräften ausgeführt wurde, deren Arbeitsplatz von Auswirkungen der Pandemie betroffen war,  und danach rasch wieder verschwand.

Fachkräftemangel in Medizin und Pflege erfordert Nachwuchsförderung und weniger Hürden für qualifizierte Kräfte

Die geringe Mobilität in Medizin und Pflege spiegelt die hohen Qualifikations- und Zulassungsanforderungen in diesen Bereichen wider. Hierdurch werden Versorgungsqualität und Patientensicherheit gewährleistet. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, gilt es daher umso mehr, junge Menschen frühzeitig für Ausbildungen und Karrieren in diesen Bereichen zu gewinnen. Gleichzeitig sollten, wo möglich ohne Qualitätsstandards zu senken, Eintrittsbarrieren für medizinische und pflegerische Berufe reduziert werden. Dies kann etwa durch vereinfachte Umschulungen sowie beschleunigte und entbürokratisierte Anerkennungs- und Qualifizierungsverfahren auch für ausländische Fachkräfte geschehen.

Methodik

Wir identifizieren Jobwechsel anhand der Start- und Enddaten von Berufserfahrungen, die in den Lebensläufen einzelner Nutzender angegeben sind. Unsere Analyse beschränkt sich auf Berufserfahrungen, bei denen Start- und Enddatum des Jobs sowohl das Jahr als auch den Monat enthalten. Der Fokus liegt auf dem Zeitraum 2022–2024 nach der Pandemie. Der resultierende Datensatz umfasst über eine Million anonymisierte Profile auf Indeed Deutschland.

Ein Jobwechsel ist jeder Jobbeginn, der auf eine andere Berufserfahrung folgt. Die Jobwechselrate definieren wir als das Verhältnis der Anzahl von Jobs, die im Monat t beginnen und auf eine andere Berufserfahrung folgen, zur Gesamtzahl der Berufserfahrungen im Datensatz, die Monat t beinhalten. Die Eintrittsrate wird berechnet als das Verhältnis der Anzahl von Jobs in einer Berufsgruppe, die im Monat t beginnen und auf eine Berufserfahrung in einer anderen Berufsgruppe folgen, zur Gesamtzahl der im Monat t begonnenen Jobs in der jeweiligen Berufsgruppe.

Die Austrittsrate aus einer Berufsgruppe wird berechnet als das Verhältnis der Anzahl von Jobwechseln aus der Berufsgruppe i in Monat t, die von einem Job in einer anderen Berufsgruppe gefolgt werden, zur Gesamtzahl der Jobwechsel innerhalb der Berufsgruppe i. Die Berechnung basiert auf Wechseln von einem stabilen Job zu einem anderen (>6 Monate Beschäftigungsdauer in beiden Jobs), um saisonale Jobs oder Praktika auszuschließen, wobei die maximale Lücke zwischen den Jobs 6 Monate beträgt.